von Indrid Cold » Sonntag 25. Mai 2014, 16:58
Zum ersten Mal flog ich von zu Hause gegen den Westen. Mein Ziel war eine Insel.
Während zweier Wochen – leider eine viel zu kurze Zeit – konnte ich einige wenige Städte besuchen und viele freundliche Menschen treffen. Touristen wie auch Einheimische. Bei Temperaturen von teils weit aus mehr als 30 Grad. Es war ein schöner Urlaub, man konnte viel sehen, vom Traumstrand bis zu alten geschichtsträchtigen Orten war alles dabei. Ich interessierte mich weniger für Strände.
Das Reisen war einfach und unkompliziert, lärmende Städte wechselten sich ab mit kleinen ruhigen Orten, mit Tälern, Stränden, interessanten Museen, schicke Kolonialhotels, Denkmälern und und und. Überall konnte man etwas Interessantes entdecken. Auch das Nachtleben tobt.
Der Alltag der Menschen ist oft simpler. Man ist z. B. gesetzlich verpflichtet Anhalter mitzunehmen. Während den Fahrten auf den nur spärlich befahrenen Autobahnen kann man – neben Kutschen – auch viele wartende Leute am Strassenrand erkennen. Dem Touristen gegenüber sind die Leute sehr nett, freundlich. Die armen Menschen betteln oder versuchen auf anderen Wegen an Geld zu kommen. Man gewöhnt sich an ständige Anmache. Ich habe mir das viel schlimmer vorgestellt.
Man kann sehr viele Gegensätze entdecken. Hier die schön restaurierten von Touristen flankierten Stadtzentren, einige Schritte entfernt zerfallene Häuser und authentisches Alltagsleben. Was mich als Hobby-Fotograf interessiert.
Musik, Theater, Spiel und Spass begegnet man oft, die Menschen scheinen fast permanent gute Laune zu haben. Niemand mag Stille, man ist laut, es wird gefeiert, man ist offen. Man hilft einander.
So gesehen an vielen Strassenecken, wenn sich vor Geschäften lange Schlangen bilden. Stundenlanges Anstehen. Jeder bringt auch für Freunde, Nachbarn was mit. Man wechselt sich ab mit Anstehen. Auch vor öffentlichen Telefonen bildeten sich jeden Morgen viele Menschengruppen. Einige Meter weiter können Touristen an einem ATM Geld abheben und im Supermarkt so manches einkaufen. Der Clou: die Währung wird dort nicht akzeptiert. Man zahlt mit der Touristenwährung, die an den US-Dollar gekoppelt ist. Auch viele Einheimische kommen an die begehrte Touristenwährung. Sei es, wenn sie mit Touristen zu tun haben oder Familienangehörige im Ausland. Oder man kommt illegal zu dem schönen Geld. Das Kapital ist auch hier begehrt. Denn mit dem wertlosen einheimischen Peso kommt man nicht weit.
Handy und Internet sind eine Mangelerscheinung, langsam und teuer. Für den Touristen hat der temporäre Entzug auch etwas Schönes. Es tut gut eine Gesellschaft zu erleben, die nicht permanent ins Handy blickt. Sei es im Cafe, im Bus oder draussen. Stattdessen wird diskutiert, gespielt, gelebt.
Die Jugendlichen haben es nicht trotzdem nicht einfach. Sie haben die Zeit vor der Revolution nicht gekannt. Für sie ist eine gute Schulbildung, das Gesundheitssystem und Arbeit selbstverständlich.
Aber was nützt das, wenn man keine Perspektiven hat? Die beste Ausbildung nützt nichts, wenn man als studierter Arzt nur 15 Dollar im Monat verdient. Im Gegensatz zu jemandem der mit Lizenz Zimmer an Touristen vermietet und in drei Tagen 100 Dollar macht. Wer Elektronikgeräte repariert macht 40 Dollar am Tag, ein Tierarzt verdient so viel in einem Monat.
Dazu kommt, das man nicht reisen kann. Im Internet surfen, einen Computer nutzen, sich informieren können. Schwierig. Zugriff zu Fachliteratur. Begrenzt. Speicherkarten: begehrt. Eignen sich daher wie Schulmaterial und Hygieneartikel gut als Geschenk.
Nicht nur viele der alten Gebäude müssen saniert werden, sondern auch Teile des Systems. Wie und in welche Richtung, das ist schwierig vorauszusagen.
Ich kann jedoch jedem eine Kubareise empfehlen.
Fotos/Infos:
Reiseinformationen:
-
- Indrid Cold
- Forenveteran
-
- Beiträge: 152
- Registriert: Samstag 26. November 2005, 22:47
- Wohnort: Schweiz